Die 2. Reha ... 28.08.2014 bis 25.09.2014 Klinik Hochstaufen Bayerisch Gmain

Anreise ... Aufenthalt ... Heimfahrt

Am Donnerstagmorgen hat mich meine Frau zum Bahnhof nach Göttingen gefahren, mit der Bahn sollte es kurz vor 10.00 Uhr los gehen. Bei der Anreisedauer ist aus den geplanten 8 Stunden, durch Verspätung des Zuges sowie durch einen Zwischenfall mit uneinsichtgen Radfahrern auf dem Bahnhof in Fulda, mehr als 10 Stunden geworden. Als ich dann nach 19.00 Uhr endlich in der Klinik ankam, wurde ich sehr freundlich empfangen und es wurde mir sogar noch ein Abendessen auf meinem Zimmer serviert. Mein Gepäck war schon vor Ort, nachdem mich die Ärztin nach der späten 1. Visite verlassen hatte, habe ich meine Koffer ausgepackt und mich Eingerichtet. Dann habe ich mir noch das elektrische Bett auf meinen Bedarf für refluxfreies Schlafen eingestellt und nach dem anstrengenden Anreisetag erstmal geschlafen.
Die ersten Tage war alles neu, ich gewöhnte mich aber sehr schnell an die Gegebenheiten. Beste Hilfe bekam ich vom gesamten Personal. Man war hier wirklich sehr bemüht, mir den Aufenthalt recht angenehm zu machen und dabei so gut wie nur möglich die Zeit zu nutzen, um für mich eine Verbesserung der Lebensqualität mit den Folgen meiner Grunderkrankung zu erreichen.
In den Wochen der Rehabilitation habe ich sehr viele mir bis dahin unbekannte Menschen kennengelernt. Viele Mitstreiter mit den verschiedensten Erkrankungen, die Therapeuten, Ernährungsassitentinnen, das Personal im Service- sowie Gastrobereich, alles rundum sehr nette und zuvorkommende Leute, auf die ich hier traf. Top war zudem der Tisch 34 vom ersten Tag, das waren während meines Aufenthalts dort am Tisch nur Personen, bei denen man sehr gern noch länger geblieben wäre.
Dann war es aber nach 4 Wochen so weit, endlich wieder Heimwärts, auch wenn es noch so schön ist. Ein letzter Spaziergang bis zum kleinen Bahnhof in Bayerisch Gmain. Dann mit zweimal Umsteigen, in Freilassing und München, wie es geplant war Richtung Norden. Natürlich konnte die Bahn eine Verzögerung nicht verhindern, aber es waren dann nur 45 Minuten, die ich verspätet in Göttingen ankam.

Dies und das ...

  • In den 4 Wochen während der Reha war ich in der ganzen Zeit von wirklich sympathischen und netten Menschen am 6er Tisch (34) bei den Hauptmahlzeiten im Speisesaal umgeben. Wir hatten extrem viel zu lachen, tauschten uns teils in den jeweiligen Dialekten aus und es war nie langweilig. Auch meine morgentliche "Kaffeetrinkkur" ab 7.15 Uhr, die direkt vor meiner ersten festen Nahrungsaufnahme etwa eine 3/4 Stunde dauerte, war dadurch stets ziemlich kurzweilig. Wir hatten einen sehr relaxten Umgangston an der Tafel, viele heitere und witzige Gespräche zu den verschiedensten Themen ...
  • Die Mitarbeiter in der Klinik Hochstaufen sind durchweg sehr freundlich und angagiert. Wärend meines Aufenthalts habe ich in dieser Einrichtung wieder massige Erfahrungen zum Umgang mit den Besonderheiten meines "umgebauten" Verdauungsapparates sowie zu meiner maximalen körperlichen Belastbarkeit sammeln können.
  • Der Versuch, die für mich mögliche Portionsgröße bei einer Mahlzeit zu definieren, hat sehr schnell Erfolg gebracht. Die teilweise um die hälfte verkleinerten Mengen sorgen fast ohne Ausnahme für eine ziemlich schmerzfreie Darmregion nach dem Essen. Schon nach wenigen Tagen in der Rehabilitation sind auch die sonst täglich mehrfach nach dem Essen  auftretenden Durchfälle fast gänzlich verschwunden gewesen. Nur während zu großer körperlicher Belastung, sowie meist nach sportlicher Aktivität, bei nicht verträglicher Nahrung und bei wärmerer Witterung ist die Durchfallgefahr recht zuverlässig eintretend.
  • Sehr informativ für mich waren auch die persönlichen Erfahrungsaustausche mit andere Betroffenen, die ebenfalls eine Operation mit Teilresektion der Speiseröhre hinter sich hatten. Wenn der Tumor ziemlich klein und auch sehr dicht beim oberen Mageneingang war, musste z.b. auch "nur" ein relativ kleines Stück der Speiseröhre entfernt werden. Wenn zudem bei ihnen ohne Strahlentherapie vorbehandelt wurde, wodurch kein Gewebe des Magens oder der Speiseröhre zerstört wurde, bleibt für diese Menschen unter Umständen ein verhältnismäßig großer Teil des Restmagens erhalten und dadurch können sie natürlich auch wesentlich größere Portionen essen als ich.
  • Mit den kleineren Portionen ist mein Gewicht scheinbar nicht zu halten. In den 4 Wochen der Reha haben mich dort etwa 2 Kilo meiner Masse verlassen und in der 1. Woche hier Zuhause habe ich nun nochmal circa 1 Kilo verloren. Da ich aber zur Zeit einen BMI von noch 23 habe, bin ich relativ entspannt.

Wie war es ... was hat es gebracht ...

Es ist ganz gut gelaufen. Die Reha hat für mich fast einen kleinen "Quantensprung" gebracht. Meine Beschwerden nach den Mahlzeiten sind im Vergleich zu vorher wirklich geringer geworden.

Der Kopf ist nun "klarer" ... in der Klinik wurde z.b. von ärztlicher Seite endlich mal offen ausgesprochen, daß nichts in meinem Leben wird, wie es vorher mal war. Ich bin gedanklich geerdeter als vorher, denn es ist nur ein wesentlich geringeres Niveau meiner bisherigen "Zielvorgaben" zu erreichen, die ich mir nach der OP für mein weiteres Leben gesteckt hatte. Ich bin nun nicht mehr so ungeduldig und warte auch nicht mehr darauf, daß die Auswirkungen des fehlenden Magens, sowie die langfristigen Folgen der Chemos und der Strahlentherapie sich irgendwann verflüchtigen. Die Beeinträchtigungen werden sich definitiv nicht mehr wesentlich verringern ... z.b. der entfernte Magen wächst ja auch nicht wieder nach!

Die wohl für immer bleibenden Durchfälle und Dumpings werde ich leider akzeptieren müssen, bin aber erfreut, dass diese zum Teil wirklich schlechten Tage etwas weniger geworden sind. Ich habe in der Reha angefangen, meine Mahlzeitenfrequenz auf mindestens 10 x pro Tag zu erhöhen, wodurch bei der einzelnen Mahlzeit wesentlich geringere Portionsgrößen nötig sind. Durch die kleineren Portionen, jeweils maximal etwa die Menge eines halben Brötchens mit 2 Scheiben Käse und Butter, sind die Belastung des Darms nach dem Essen nicht so ausgeprägt wie zuvor. Die Darmschmerzen sind dann nach den Nahrungsaufnahmen fast nicht mehr wahrnehmbar und auch die vorher kontinuierlichen "Sturzentleerungen" sind viel seltener. Die erforderliche Zufuhr von Kalorien mit den "gehaltvollen" Getränken fällt mir teils etwas schwerer, denn das bereitet schon nach einigen kleineren Schlucken (etwa 50 bis 80 ml) ein ziemlich "pralles" Gefühl im Bauch. Das Karamalz ist ziemlich süß, aber pro Tag schaffe ich mit etwas gutem Willen bis zu einem knappen Liter. Insgesamt muß ich halt irgendwie etwa 2800 Kalorien in meine körperinternen Umlauf bekommen und das klappt allein mit den 10 "festen" Mahlzeiten nicht ganz. 

In der Reha habe ich auch meine körperliche Fitness noch ein wenig steigern können. Auf dem Ergometer habe ich mit 50 Watt angefangen und trete nun 120 Watt bei etwa 80 Umdrehungen über gut 15 Minuten. Aber gerade nach solchen Trainingseinheiten, mit mittelschwerer körperlicher Anstrengung, setzen sehr häufig heftige Darmreaktionen ein. Ähnlich ist es, wenn ich nur mal 15 Minuten auf einer Gartenliege ruhe, um die Herbstsonne zu absorbieren. Der zusätzliche Wärmeeintrag in meinen Körper, beim Sonnenbad oder auch bei etwas mehr Belastung, scheint meinem Verdauungsapparat extrem zuzusetzen. Ich hoffe aber trotzdem, daß ich in der Zukunft die Muskeln an Beinen und Armen noch weiter trainieren kann, damit diese noch ein wenig vulominöser werden. Ein weiteres "Problem" wird zudem langfristig die Atmung bleiben. Die große Vernarbung am rechten Bruskorb läßt ein wirklich tiefes Einatmen nicht zu. Dadurch ist bei Belastung auch ziemlich schnell die Grenze für mich erreicht, denn ich merke umgehend wie der Sauerstoff knapp wird.

Ich hoffe nun, daß ich diese positive Entwicklung hier Zuhause nutzen kann, um die neuen Erkentnisse in meinen Alltag zu integrieren. Die leichte Vollkost in den täglichen Ernährungsplan zu integrieren ist mit der Mahlzeitentaktung eine echte Aufgabe. Vorher habe ich einfach zu viel pro Portion und dabei auch zum Teil zu schwer verdaubares gegessen. Unter anderem Fleisch und Wurst ist für mich, bzw. für mein Verdauungssystem, kaum zu verwerten - die meisten Käsesorten dagegen recht gut und mit wenig negativen Folgen sehr verträglich. Zudem bekommen mir sehr viele Gerichte aus dem vegetarischen Bereich besser als von mir erwartet - wir Menschen sind eigentlich keine Fleisch(fr)esser ... Danke für Deine Anregungen Hans :<)